RMC 2022: Viele fortschrittliche und bewährte Lösungen zur Substitution fossilen Kohlenstoffs in Chemie und Materialien bereits verfügbar
Die einzigartige „Renewable Materials Conference 2022“, die vom 10. bis 12. Mai in Köln stattfand, zog über 400 Teilnehmer an, die sich dort über die neuesten Entwicklungen bei biound CO₂-basierter Chemikalien, Kunststoffen und anderer Materialien sowie über Advanced Recyclingtechnologien informierten – auf der Suche nach nicht-fossilen Lösungen. 60 Sprecher und 25 Aussteller führender Unternehmen stellten ihre innovativen Produkte und Strategien vor. Im Rahmen der 14 Podiumsdiskussionen reichten die Teilnehmer mehr als 400 Fragen ein, die mit über 1600 Likes bewertet wurden. Die gesamte Konferenz bot hervorragende Möglichkeiten zum Networking, einschließlich Kaffee- und Mittagspausen, einem Abendbuffet und dem Treffen in einer örtlichen Brauerei.
Ein Teilnehmer fasste das Motto der Veranstaltung wie folgt zusammen: „Es war ein Volltreffer, der die Weichen für einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Ressourcen für Chemikalien und Polymere gestellt hat. Die Entscheidung, das Profil der Konferenz auf das gesamte Spektrum der erneuerbaren Materialien zu erweitern, hat sich als goldrichtig erwiesen.“ Das branchenübergreifende Konzept brachte viele neue Erkenntnisse, Ideen und Inspirationen. All diese unterschiedlichen Strategien zielen auf dasselbe Ziel ab: fossilen Kohlenstoff durch erneuerbaren Kohlenstoff zu ersetzen, um das Klima zu schützen, nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe zu schaffen und die Abhängigkeit von fossilen Importen mit geeigneten neuen Geschäftsmodellen zu beenden.
Für nahezu alle Anwendungen sind heute bereits Lösungen aus erneuerbaren Materialien verfügbar, z. B. für Verpackungen, Textilien, Konsumgüter, Spielzeug, Automobile und viele andere technische Anwendungen. Die jüngsten Marktdaten zeigen bei allen erneuerbaren Materialien einen beeindruckenden Anstieg:
So beträgt die Produktionskapazitäten bio-basierter Polymere heute bereits bei über 5 Millionen Tonnen und soll bis zum Jahr 2026 mit einer jährlichen Rate von 12 % auf über 9 Millionen Tonnen anwachsen – dieses Wachstum wird hauptsächlich in Asien stattfinden. Bis 2026 wird 2 der Anteil bio-basierter Polymere an der gesamten weltweiten Polymerproduktion 2-3 % betragen.
Auch die Produktionskapazität teilweise CO₂-basierter Polymere hat bereits ein Volumen von 1 Million Tonnen erreicht, wobei der CO₂-basierte Kohlenstoffgehalt bisher nur rund 5-11 % beträgt. Gegenwärtig werden vor allem in Europa erhebliche Investitionen in CO₂-basiertes Ethanol und Methanol getätigt, die sowohl für Kraftstoffe als auch für Chemikalien verwendet werden können.
Große Investitionen werden auch im Bereich des Advanced Recyclings getätigt, vor allem eine geplante Investition von 1 Mrd. € in ein auf Methanolyse basierendes Projekt in Frankreich, welches 160.000 Tonnen/Jahr schwer verwertbarer Kunststoffabfälle nutzen soll. Auch wenn die politischen Rahmenbedingungen derzeit keine geeigneten Regelungen für Advanced Recycling vorsehen, gehen die Unternehmen davon aus, dass die ehrgeizigen Pläne für Recyclingquoten (z. B. für Verpackungen von 55 %) ohne chemisches Recycling nicht zu erreichen sind.
Neben den Polymeren und Kunststoffen gewinnt auch der Markt für Feinchemikalien zunehmend an Dynamik. Produkte und Verfahren, die auf erneuerbarem Kohlenstoff basieren, rücken näher an den Markt heran. Erfolgreiche innovative Lösungen erfüllen die steigende Nachfrage der Verbraucher nach Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz. Neben Drop-in- Lösungen, kommen auch völlig neue Produkte mit neuartigen Funktionalitäten auf den Markt. Die vorgestellten Beispiele deckten ein breites Spektrum von Rohstoffen, Prozesstechnologien und Zielmärkten ab, unter anderem Tenside, Farbstoffe, Lebensmittelkonservierungsmittel und Parfüms.
Um dem erwarteten weiteren Wachstum der Konferenz und Ausstellung gerecht werden zu können, wird die Konferenz im nächsten Jahr nach Siegburg verlegt – lokalisiert zwischen Köln und Bonn und mit Flugzeug und Hochgeschwindigkeitszügen leicht zu erreichen. Sie findet vom 23. bis 25. Mai 2023 statt.
Renewable Material of the Year 2022
Der Innovationspreis „Renewable Material of the Year“ wurde zum zweiten Mal vergeben, nachdem er auf der Renewable Material Conference 2021 erstmals eingeführt wurde. In diesem Jahr erhielt das nova-Institut 31 Bewerbungen, aus denen eine Jury aus Beiratsmitgliedern und nova-Experten die sechs vielversprechendsten Kandidaten nominierte. Nach kurzen Präsentationen stimmten die Teilnehmer über die drei Gewinner ab: Twelve Benefit Corporation (US) entwickelte ein elektrochemisches Gerät zur Umwandlung von CO₂ in Kohlenmonoxid (CO), einem wichtigen chemischen Baustein für viele Anwendungen. Lactips (FR) stellte das Plastic Free PaperTM vor, eine zu 100 % natürliche, bio-basierte Beschichtungslösung für Papier und Karton mit verbesserten Barriereeigenschaften, die eine thermische Versiegelung ermöglicht, ohne die Recyclingfähigkeit von Papier zu beeinträchtigen. Eastman (USA) entwickelte ein molekulares Material-zu-Material-Recycling, das Kunststoffabfälle als Ausgangsmaterial zur Herstellung neuer Kunststoffe nutzt, wodurch der Kohlenstoff im Kreislauf gehalten wird und mehr fossile Ausgangsstoffe im Boden verbleiben. Der Innovationspreis wurde vom nova-Institut organisiert und von Covestro (DE) gesponsert.
Hier die drei Gewinner:
1. Gewinner: Twelve Benefit Corporation (US): Elektrochemische CO₂-Umwandlung in
Chemikalien und Materialien
2. Gewinner: Lactips (FR): Plastikfreies PapierTM mit CareTips® – ein natürliches
Polymer zum Umdenken in Sachen Plastik
3. Gewinner: Eastman (US): Molekulares Material-zu-Material-Recycling