CLIB International Conference 2024: Biomanufacturing a greener future

Biomanufacturing stellt ein mächtiges Werkzeug dar, um unsere Industrie und Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten, die zirkuläre Bioökonomie in bestehende Kreisläufe zu implementieren und letztlich unsere Zukunft grüner zu gestalten. Daher stand die diesjährige CLIB International Conference, die am 21. und 22. Februar in Düsseldorf stattfand, unter dem Thema „Biomanufacturing a greener future“.  Die Konferenz fokussierte auf die zentralen Herausforderungen, mit denen wir in diesem Prozess aktuell konfrontiert sind, präsentierte aber auch vielversprechende Lösungsansätze. In seiner Einleitung hob CLIB-Vorstandsvorsitzender Roland Breves hervor, dass das vergangene Jahr 2023 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war und somit die Transformation der auf fossilen Brennstoffen basierenden Industrie hin zu einer nachhaltigen biobasierten Wirtschaft unabdingbar sei. Aus unterschiedlichen Perspektiven widmeten sich die mehr als 200 Teilnehmenden und Vortragenden daher der Frage, wie Biomanufacturing die Transformation hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie voranbringen kann und wie wir alle dazu beitragen können. Besonders aktiv waren dabei die Firjan – Delegationsbesucher aus Brasilien, deren Reise zum Austausch über die regulatorischen Herausforderungen der Bioökonomie sowie über die besten Mittel zur Förderung der Internationalisierung von Zenit koordiniert wurde.

Mona Neubauer, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte in ihrer Videobotschaft an die Teilnehmenden ebenfalls, dass Nachhaltigkeit einen ganzheitlichen Kreislaufansatz erfordere und nicht nur den Austausch einer Ressource gegen eine andere bedeuten könne. Der industriellen Biotechnologie komme dabei eine wichtige Rolle zu, um diesen nachhaltigen zirkulären Ansatz zu etablieren.

In der Opening Session betonten zwei hervorragende Keynote Sprecher in ihren Vorträgen, welche zentrale Rolle die Gesellschaft zur Implementierung einer zirkulären Bioökonomie einnimmt und wie regulatorische Hürden dem erfolgreichen Einsatz von unterschiedlichen Rohstoffen und Technologien im Wege stehen. Markus Wolperdinger vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB ging darüber hinaus in seinem Vortrag darauf ein, welche zentrale Rolle Biofoundries bei der Implementierung von biotechnologischen Innovationen spielen können und dass insbesondere das Kreislaufdenken, vor allem bei den zu verwendenden Rohstoffen, eine zentrale Rolle spielt. Hinsichtlich des erforderlichen gesellschaftlichen Dialogs setze er sich dafür ein, mehr auf die Lösungen zu fokussieren und weniger die Probleme in den Vordergrund zu stellen. Hannelore Daniel von der TU München Life Sciences wiederrum zeigte eindrucksvoll auf, wie das aktuelle Ernährungsverhalten der Konsumenten sowie die Herstellungsverfahren unterschiedlicher Nahrungsmittel in großem Maße zur Erzeugung von Treibhausgasemissionen beitragen. Nicht nur eine Änderung der Rohstoffbasis (z.B. Algen, Insekten und unterschiedliche Seitenströme), sondern auch neue Herstellungsverfahren (wie z.B. Indoor-Farming und zellbasierte Technologien) können sich signifikant positiv auf die CO2 Bilanz auswirken und zur Etablierung einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft beitragen. Eine Veränderung des Konsumverhaltens könne aber eben nur mit einer umfassenden und frühzeitigen Bildung und Aufklärung bewerkstelligt werden.

In den beiden nachfolgenden Sessions, „Lowering the innovation barrier: enzymes in biomanufacturing“ und „From thin air to solid value: using C1 feedstocks“ am ersten Konferenztag wurden zum einen der Einsatz von Enzymen und zum anderen von C1 Rohstoffen für Biomanufacturing Prozesse in den Vordergrund gestellt. Die Sprecher aus Industrie und Akademia diskutierten intensiv mit den interessierten Teilnehmern aus 16 Ländern über die Herausforderungen und Chancen, die der Einsatz ihrer innovativen biotechnologischen Produktionsverfahren und Katalysatoren oder die Verwendung von nicht-fossilen alternativen Rohstoffen mit sich bringen.

Der erste Konferenztag endete mit einer spannenden und lebhaften Panel Diskussion, moderiert von Martin Langer von der BRAIN Biotech AG. Ute Schick von der Evonik Industries AG stimmte die Teilnehmer in einem kurzen Vortrag auf die Diskussion zum Thema „Implementing biomanufacturing: national and international effort?“ ein. Sie stellte deutlich heraus, dass es einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Behörden und Unternehmen bedürfe, um innovative und nachhaltige Produkte schneller auf den Markt zu bringen.

Zusammen mit den anderen Podiumsteilnehmern Jürgen Eck von der bio.IMPACT GmbH, Max Kroymann vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Mary McCarthy von Sofinnova Partners und Mariagiovanna Vetere von NatureWorks LLC vertrat sie den Standpunkt, dass es, neben den dringend auszuräumenden regulatorischen Hürden in Deutschland und Europa, sehr wichtig sei, die bioökonomischen, biotechnologischen und zirkulären Ansätze schon früh in der schulischen Bildung zu implementieren. Die Akzeptanz der Konsumenten von alternativen, nachhaltigen Produkten, die möglicherweise zunächst nicht preiskompetitiv zu den fossil-basierten Produkten sind, stelle den Schlüssel dar, um die Transformation der Industrie bis 2035 überhaupt möglich zu machen.

Der zweite Tag der Konferenz wurde mit einem spannenden Keynote-Vortrag zum Einsatz von Enzymen am Beispiel der Textilindustrie eingeleitet. Karl-Erich Jaeger von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Nasanin Ansari von der Schoeller Textil AG stellten in ihrer gemeinsamen Präsentation die erfolgreiche Zusammenarbeit auf diesem Gebiet im Projekt FutureEnzyme heraus. Professor Jaeger präsentierte die beeindruckende Kollektion von Enzymen, die im Rahmen des Projektes untersucht worden sind und stellte die vielfältigen etablierten Technologien vor, um Enzyme für unterschiedliche Anwendungen zu charakterisieren und zu optimieren. Der Einsatz von Enzymen in der Textilindustrie stellt eines dieser Anwendungsbereiche dar. 10% der weltweiten Treibhausgasemissionen resultieren aus der Bekleidungs- und Schuhindustrie. Für einen Textilhersteller wie Schoeller bietet der Einsatz von Enzymen Möglichkeiten, z.B. den Wasserverbrauch in Färbeprozessen zu reduzieren oder auch die Reinigung von synthetischen Materialien nachhaltiger zu gestalten.

Die Sprecher der nachfolgenden Session „A tasty future: biotechnology for sustainable foods“ präsentierten eindrucksvoll, welche bedeutende Rolle biotechnologische Prozesse für die Herstellung von nachhaltigen Lebensmitteln haben. Neben der mikrobiellen Herstellung von Casein und der Nutzung von Mikroalgen zur Proteinherstellung wurde der Einsatz von Technologien wie Automatisierung, Data Science, Maschine Learning und Gene Editing vorgestellt. Durch zahlreiche Fragen und Diskussionsbeiträge zeigte das Fachpublikum auch am zweiten Tag der Konferenz großes Interesse an den angesprochenen Themen.

In der letzten Session der Konferenz „Closing the loop: designing circular products“ standen das Design und die Herstellung von zirkulären Produkten im Fokus. Der Bedarf an nachhaltigen Produkten ist enorm, sodass sich eine Vielzahl an Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen damit beschäftigen den Einsatz neuer Rohstoffe oder technologischer Ansätze für mehr Zirkularität voranzutreiben. Dazu zählt z.B. der Einsatz von Insekten zur Herstellung von Beschichtungen und Additiven oder die Verarbeitung von Lignin, welches unter anderem als komplexes Nebenprodukt der Papier- und Zellstoffindustrie anfällt. Neben der Herstellung ist aber auch die Recyclingfähigkeit entscheidend für ein nachhaltiges Produkt. Diesbezüglich stellten Adrian Brandt und Roland Breves von Henkel AG & Co. KGaA Ansätze für nachhaltige Klebstoffe vor.

Eingerahmt wurde die Konferenz von vielen Netzwerkpausen, die intensiv von allen Teilnehmern genutzt wurden, um sich mit bekannten und auch neuen Partnern aus der großen CLIB-Community auszutauschen. Zum Abschluss der Konferenz wurde dies noch einmal intensiviert. Ein neues Format, die „Topic Lounges“, bot die Möglichkeit sich zu den spezifischen Themen der Konferenz-Sessions mit anderen interessierten Fachkollegen auszutauschen. Die CIC2024 endete nach zwei intensiven und spannenden Konferenztagen mit inspirierenden Kontakten und neuen Ideen für eine nachhaltigere grünere Zukunft.