CLIB International Conference 2025: Biotech Made in Europe – Ready to Create Impact!
Biotech Made in Europe – Ready to Create Impact! Vielleicht hat das Motto einer CIC noch nie so gut zum aktuellen Zeitgeist der Biotechnologiebranche, aber auch zur allgemeinen gesellschaftspolitischen Stimmung gepasst. Ist Europa „Ready to Create Impact“? Fast 200 Teilnehmer aus Industrie, Wissenschaft, Verbänden, Investoren und Politik versammelten sich in Düsseldorf, um dieser Aussage zwei Tage lang in Vorträgen, Diskussionen und zahlreichen Gesprächen nachzugehen. Es wurde deutlich, dass Europa mithalten muss, wenn es nicht ins Hintertreffen geraten und abgehängt werden will. Die diesjährigen Präsentationen gaben viele hoffnungsvolle Beispiele dafür, dass es vielversprechende Katalysatoren gibt, biotechnologische Verfahren von namhaften Unternehmen etabliert werden und sogar Abfälle zu neuen Materialien recycelt werden können. Vielerorts wurde die fröhliche Familientreffen-Atmosphäre der CIC von einer fast schon grimmigen Entschlossenheit begleitet, diese Errungenschaften nicht über Bord zu werfen, sondern sie für eine bessere Zukunft zu nutzen.
Nach den einleitenden Worten unseres CLIB-Vorsitzenden Roland Breves und seinem Weckruf für Europa betonte Maarit Nyman, Senior Expertin für industrielle Bioökonomie bei der GD GROW (Europäische Kommission), die Bedeutung der Entfossilisierung der EU-Wirtschaft, bei der die Biotechnologie in einer Reihe von Sektoren als wichtiger Bestandteil anerkannt wurde. In ihren Ausführungen wies Marit darauf hin, dass die Biotechnologie zwar wieder auf der Tagesordnung stehe, ihre Umsetzung aber durch kürzere Markteinführungszeiten und einen besseren Zugang zu Finanzmitteln sowie durch eine Kommunikation über die Biotech-Blase hinaus verbessert werden müsse. Ministerin Mona Neubaur (MWIKE) machte in ihrem Videogrußwort deutlich, dass eine klimaneutrale Gesellschaft auch auf biotechnologische Innovationen, den Dialog mit Experten (z.B. im neuen Bioökonomierat NRW) sowie den länderübergreifenden Dialog angewiesen ist, um den Wissenszuwachs durch Austausch sicherzustellen.
In ihrer ersten Keynote nahmen Juliane Merz und Silko Grimm (beide Evonik) die Zuhörer mit auf ihre Reise durch das Projekt Rheticus, das darauf abzielt, CO2 als erneuerbaren Rohstoff für die Produktion von kohlenstoffneutralen Spezialchemikalien zu nutzen. Michael Brandkamp vom EBCF machte deutlich, dass es keinen Sinn macht, die Augen zu verschließen und die Probleme zu ignorieren. Um die globalen Herausforderungen zu bewältigen, ist die Bioökonomie keine Option – sie ist ein Muss!
Die erste Sitzung zum Thema „Catalysts for the new Industrial Deal“ wurde von Moderatorin Carolin Mügge (RUB) eröffnet. Im Folgenden untersuchten die Sprecher innovative Biolösungen, die den Einfallsreichtum der Natur nutzen, innovative Ansätze zur CO₂-Nutzung, die eine klimatische Herausforderung in eine Chance verwandeln und Durchbrüche in der grünen Chemie, die die Möglichkeiten einer nachhaltigen Produktion neu definieren. Mads Mourier (Novonesis) betonte die Bedeutung industrieller Biolösungen für den grünen Wandel in der EU. Der zweite Vortrag wurde von Philipp Arbter (Colipi) gehalten, der zwei Fermentationstechnologien vorstellte, die auf organischen Abfallströmen oder der Aufwertung von CO2 zur Herstellung eines sogenannten „Klimaöls“ basieren. Der letzte Vortrag dieser Sitzung wurde von Yamini Satyawali (VITO) gehalten, die Prozessinnovationen in der oleochemischen Industrie durch den Einsatz von Enzymen und Membranen hervorhob.
Als Warm-up für die nächste Session „Valorising Waste – Unlocking New Feedstocks“ gab unsere Moderatorin Kathrin Greiff (Lehrstuhl ANTS der RWTH Aachen) eine kurze Einführung in die Stoffkreisläufe. Als ersten Vortrag zeigte Sebastian Beblawy (EveryCarbon), wie EveryCarbon verdorbene, unraffinierte und heterologe Abfallströme in einer offenen Kulturfermentation in wertvolle Produkte wie z.B. nachhaltige Ersatzstoffe für Polystyrol umwandelt. Anschließend präsentierte Lars Blank von der RWTH Aachen die Ergebnisse seines großen Gemeinschaftsprojekts „Mix-Up“, das erfolgreich einen der größten Abfallströme ins Visier genommen hat: Plastik. Im letzten Vortrag dieser Sitzung stellte Oscar K. K. Bedzo (Celignis) das BIONEER-Projekt vor, das darauf abzielt, funktionelle Bausteine auf fossiler Basis durch kohlenhydratbasierte Komponenten aus lignozellulosehaltiger Biomasse zu ersetzen.
Der erste Tag der Konferenz endete mit einer spannenden Podiumsdiskussion, die von Sarah Hickingbottom von FutureBridge moderiert wurde. Christian Lenges (IFF) bereitete die Teilnehmer mit einer kurzen Präsentation auf die Diskussion zum Thema „How to regulate for impact?“ vor. Stefanie Bröring (Ruhr-Universität Bochum), Sebastian Kunz (Südzucker), Christian Patermann als ehemaliges Mitglied der Europäischen Kommission und Mark Redshaw (Evonik Ventures) vertraten die Ansicht, dass Europa einen robusten und kohärenten politischen Rahmen für die Anforderungen der Bioökonomie schaffen muss. Investoren, Unternehmen und Verbraucher können durch transparente und konstante Regeln für neue Produkte, die ein klares Ziel wie den Schutz der Gesundheit oder die Sicherheit verfolgen, angezogen und eingebunden werden. Sie betonten auch die Notwendigkeit eines ständigen Dialogs zwischen Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern, der durch eine strukturierte Dialogplattform erleichtert werden könnte, die alle Interessengruppen zur Mitarbeit einlädt.
Unter der Moderation von Andreas Worberg begann der zweite Tag mit Einblicken in biotechnologische Prozesse. In der ersten Keynote betonte Patrick Rose (SPRIN-D) den Willen seiner Agentur, Innovationen zu unterstützen, z.B. im Rahmen der laufenden Biomanufacturing Challenge, bei der sich sechs von acht Teams noch in der Förderung befinden (darunter 2 CLIB-Mitglieder). Als Vertreter eines globalen Unternehmens, das bereits zahlreiche biotechnologische Prozesse zur Anwendung gebracht hat, nahm Stephan Freyer (BASF) in der zweiten Keynote den Faden auf und zeigte Wege zum erfolgreichen Biomanufacturing und verschiedene biotechnologische Prozesse, die BASF in den letzten Jahren in Europa etabliert hat. Da effiziente Downstream-Prozesse in der Biotechnologie immer wichtiger werden, stellte Tamara Janković (TU Delft) einen Weg vor, um Produkthemmungen durch intelligente Technologien zu beseitigen. René Rozendal (Paques Biomaterials) zeigte, wie diese Ausgründung Industrieabwässer behandelt und wie sie PHA aus organischen Abfällen durch Mischkulturfermentationen herstellt.
In der letzten Sitzung „Fabricated by biotech – Dressed for impact“ ging es um die Auswirkungen, die die Biotechnologie in der Textilindustrie haben kann. Eröffnet wurde sie von Isabella Tonaco (Sustainable Chemistry for the Textile Industry – SCTI), die die Textilindustrie mit dem Wilden Westen verglich – einer hart umkämpften und territorialen Branche, in der Nachhaltigkeit oft erst im Entstehen begriffen ist und in der sich die Unternehmen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Zertifikate auseinandersetzen müssen. Maike Rabe (Hochschule Niederrhein, University of Applied Sciences) und Constantin Singer (OceanSafe) stellten vor, wie sie – zusammen mit vielen anderen Partnern – versuchen, Unternehmen zu unterstützen und neue Lösungen im Textilsektor zu entwickeln, z.B. im Projekt KLARTEXT. Anschließend stellte Vincenza Caolo (Qorium) ihre Entwicklungen im Bereich der Ersetzung von Leder durch Leder auf der Basis von Zellkulturen vor, das ähnlich wie zellgezüchtetes Fleisch aus Fibroblasten von Kühen hergestellt wird, die auf einem Gerüst wachsen. Rudi Breier (Textilchemie Dr. Petry) beendete die Sitzung, indem er aufzeigte, wie die Biotechnologie seit mehr als 30 Jahren in der Textilproduktion eingesetzt wird, indem chemische Prozesse durch enzymatische Prozesse ersetzt werden.
Die CIC2025 wurde mit einer weiteren Runde von Themenlounges abgeschlossen, die sich mit den Katalysatoren, der Abfallverwertung und dem Textilsektor befassten. Hier hatten alle Teilnehmer eine weitere Gelegenheit, Fragen zu stellen, Entwicklungen zu diskutieren und neue Netzwerkkontakte zu knüpfen. Wir hoffen, dass Ihnen die diesjährige CIC gefallen hat, sei es bei der Teilnahme an unserem Give-Away-Würfelspiel, den spannenden Vorträgen oder beim intensiven Austausch bei einem Kaffee. Jetzt liegt es an uns allen, Europa fit für die Zukunft zu machen!