Rückblick: Realise-Bio & FARMŸNG Forum

“Upgrading biogenic side streams – feed and food ingredients for a circular bioeconomy” CLIB Forum Event

Was sind die aktuellen Entwicklungen bei der Verwertung von biogenen Seitenströmen? Wie kann eine Wertsteigerung für den Futter- und Nahrungsmittelmarkt erzielt werden und wie beeinflussen Veränderungen des Marktes und des Konsumverhaltens die Verfügbarkeit von Seitenströmen? Diesen Fragen gingen wir zusammen mit sechs Sprechenden und über 50 teilnehmenden Gästen in unserem Online Forum Event am 13. Juni nach. Den thematischen Rahmen der Veranstaltung bildeten das CBE JU Flaggschiff Projekt FARMŸNG, welches die industrielle Herstellung von alternativen Proteinen und Lipiden aus Tenebrio molitor zum Ziel hat, und dem Interreg VI Projekt Realise-Bio, welches sich auf die nachhaltige Verwendung biogener Seitenströmen in der Deutsch-Niederländischen Grenzregion fokussiert und die Förderung von innovativen Modellprojekten ermöglicht.

Nach einer kurzen Einführung beider Projekte wurde das Wort an Felix Bischoff, den ersten Sprecher des Tages, übergeben. Felix stellte die Firma Jäckering vor, die als traditioneller Lebensmittel verarbeitender Betrieb unter anderem Produkte wie Weizenstärke und -protein und damit verbundene Seitenströme produziert. In der seit 2014 angeschlossenen Forschungsabteilung „Jäckering Research GmbH“ untersucht Felix Bischoff unter anderem die fermentative Umsetzung von internen und externen Seitenströmen zu wertgesteigerten Produkten.

Sophie Roelants von Amphistar schloss sich mit ihrem Vortrag an. Weniger mit Blick auf den Lebensmittelsektor, dafür aber mit vollem Fokus auf die Verwendung von Seitenströme, vertritt Sie als Innovation Manager Amphistar und das Ziel Biotenside aus Lebensmittelabfällen herzustellen. Die Flexibilität des fermentativen Prozesses ermöglicht die Herstellung einer breiten Varietät an Sophorolipiden für eine Vielzahl an Anwendungen im Reinigungs- und Personal Care-Bereich. Die Verwendung von Rest und Abfallströmen ist richtungsweisend und viele weitere Einsatzbereiche der Sophorolipide sind möglich.

Nach einer kurzen Pause führte Niklas Wolfering die Zuhörenden durch den Kultivierungsprozess der Schwarzen Soldatenfliege. Diese werden in einer vertical farm der Firma Illucens GmbH vollautomatisiert herangezogen, gefüttert und zu Proteinen und Lipiden für den Futtermittelmarkt weiterverarbeitet. Niklas hob besonders die einfache Skalierbarkeit, die Flexibilität der Feedstocks zur Fütterung der Larven und die Umwandlungseffizienz zu hochwertigem Protein hervor.

Die Verwendung eines spezifischen Abfallstroms stellte René Kurvers vor. Die Firma Pectcof extrahiert aus dem Fruchtfleisch von Kaffeekirschen Hydrokolloide für die Verwendung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Besonders funktionelle Inhaltsstoffe wie Gummi Arabicum, Guarkernmehl oder Carrageen könnten so in verschiedenen Anwendungen ersetzt werden. Die Produktionskapazität des sogenannten DutchGum® plant Pectcof bis 2027 auf kommerziellen Maßstab zu erhöhen und ist auf der Suche nach Partnern mit Verbindungen zum amerikanischen Markt.

Um Vernetzung von verschiedenen Akteuren rund um die Verwendung von Biomasse ging es im nächsten Vortrag. Tanja Meyer vom Bio Base Europe Pilot Plant stellte die Plattform Tech4Biowaste vor, welche im gleichnamigen Projekt innerhalb der letzten zwei Jahre entstanden ist. Ziel ist es Technologieanwender und Technologiesuchende effektiv zu vernetzten und so die Hürden bei der nachhaltigen Verwendung von Lebensmittel und Gartenabfällen zu verringern.

Abschließend präsentierte Jules Rombouts von Natures Principles wie ausgehend von verschiedenen biogenen Seitenströmen Milchsäure produziert werden kann. Natures Principles nutzt hierfür natürlich vorkommende Milchsäurebakterien in einem patentierten Verfahren, welches keinen raffiniertem Zucker als C-Quelle nutzt. Das Produkt eignet sich für die Verwendung als Düngemittelzusatz und die Ansäuerung von Gülle und ist somit für den Agrar- und Viehzuchtsektor relevant.

Parallel zu den Vorträgen hatten die Teilnehmenden Gelegenheit sich auf einem virtuellen white-board mit den Vortragenden zu vernetzen, neue Kontakte zu knüpfen und sich über die neuesten Trends und Treiber des Lebens- und Futtermittelmarktes auszutauschen. In Anlehnung an die Fördermöglichkeiten in Realise-Bio Modelprojekten haben einige der vorgestellten KMU und Start-ups ihren Bedarf und ihre Möglichkeiten zur Zusammenarbeit formuliert. Modellprojekte, bestehend aus einem deutschen und einem niederländischen Partner, können nun beim Hauptpartner CLIB eingereicht werden, und wir sehen bereits die ersten Ideen Gestalt annehmen.

Wir danken allen Sprechenden und Teilnehmenden für ein gelungenes Forum und freuen uns auf ein Wiedersehen.