Von (falschen) Bioökonomie-Mantras zu Narrativen, die die Welt begreifbar machen
BIC Industry Netzwerkveranstaltung
Von (falschen) Bioökonomie-Mantras zu Narrativen, die die Welt begreifbar machen – die Keynotes beim BIC Networking Event am 02. Oktober 2024 boten viel Stoff zum Nachdenken. Bei der Veranstaltung wurden auch die Gewinner des Studentenwettbewerbs BISC-E bekannt gegeben (der französische Beitrag präsentierte eine anaerobe Fermentation zur Herstellung eines Biotensids vor). Für CLIB war die Veranstaltung auch eine Gelegenheit, Kontakte mit Industrievertretern aus ganz Europa zu knüpfen.

Rob Beekers, Vorsitzender von BIC
Rob Beekers, Vorsitzender des Biobased Industries Consortium (BIC), leitete die Veranstaltung mit seiner Definition eines Mantras ein: „Etwas, das so oft wiederholt wurde, dass es fast unmöglich ist, nicht daran zu glauben“. Anschließend nannte er drei Mantras in der Bioökonomie, die seiner Meinung nach falsch sind und angegangen werden müssen:
- Der Einsatz von biobasierten Materialien verteuert Konsumgüter.
- Nur weil etwas biobasiert ist, ist es nicht besser
- Biogener Kohlenstoff sollte nur dann angerechnet werden, wenn er über viele Jahre gespeichert wird.
Er argumentierte, dass der biobasierte Rohstoff oft nur einen Bruchteil des Einzelhandelspreises ausmache, z.B. bei einem Polyestershirt, und daher nicht unbedingt zu einer großen Preissteigerung führen müsse. Beim Vergleich von biobasierten Produkten müsse der zum Vergleich herangezogene Maßstab klar sein. Jedes bio-basierte müsse im Vergleich zu einem Produkt aus fossilem Kohlenstoff als besser angesehen werden, auch wenn es (noch) nicht perfekt sei. Letztlich würden vor allem kurzlebige Produkte davon profitieren, wenn sie aus biobasiertem statt aus fossilem Kohlenstoff hergestellt würden, da eben hier der Kreislauf entsprechend kurz sei.

Erika Stael von Holstein stellt das Konzept der Narrative vor.
Erika Staël von Holstein vom Think Tank Reimagine Europa warf einen anderen Blick, nicht nur auf die Bioökonomie sondern die gesamte Welt. Sie erklärte, dass „Narrative nicht einfach Geschichten sind, sondern tief verwurzelte kognitive Rahmen, die Individuen und Gesellschaften helfen, Fakten zu organisieren und den Ereignissen um sie herum Bedeutung zu verleihen“. Zusammen mit der Idee, dass es auch narrative Fallen gibt, führt dies zu einem tieferen Verständnis dafür, wie die breite Öffentlichkeit auf die Vision einer Bioökonomie oder biobasierter Produkte reagieren könnte.
Ein markantes Beispiel betrifft die Erwartungen der Menschen, wenn das Narrativ „man muss leiden, um Gutes zu tun“ angenommen wird. Dies hat zur Folge, dass kein biobasiertes Produkt, das gut für den Planeten ist, uneingeschränkt genossen werden kann – es wird erwartet, dass man mehr bezahlt, um etwas Gutes zu tun, und dann ein minderwertiges Produkt in Kauf nehmen muss. Verständlicherweise hemmt dies den Enthusiasmus auf neue Produkte, bzw. wird nur eine kleinere Gruppe an Konsument*innen überzeugen.
Neue Wege zu finden, um die Vorteile biobasierter Produkte oder der Bioökonomie zu kommunizieren und dabei die bestehenden Narrative im Auge zu behalten, könnte dazu beitragen, ein positiveres Bild unseres Sektors zu schaffen.
Fotorechte: BIC, Biobased Industries Consortium, 2024